Peter Robert Naumann – Parkschützer und Rentner – Wiesloch, 03.08.2011
noch einmal GEGEN STUTTGART 21
Sehr geehrte gnädige Frau, sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Dr. Schmid,
noch einmal ein Brief von Robert Naumann aus Wiesloch, noch einmal zum Tunnelbahnhof – was soll das?
Ja die Hoffnung stirbt zuletzt.
Nun sind Sie Wirtschafts- und Superminister. Und da hat Ihnen doch der alte ehemalige Generalsekretär der andern „Volkspartei“ ein Ei ins Nest gelegt (womit niemand rechnen konnte), dessen Ausbrüten der neuen Regierung im Ländle, mehr noch aber Ihrer eigenen Partei ordentlich Schwierigkeiten bereiten wird. Wenn das Küken schlüpft, drohen alle Schalen explosionsartig durch die Gegend zu fliegen. Dass ich mit dieser Vermutung nicht so ganz unrecht zu haben scheine, erkennt man daran, dass einerseits Ihr Fraktionsvorsitzender Schmiedel, als Hardcore-Vertreter des GrabeGrube-Bahnhofs und Poltergeist gut bekannt, sich über Herrn Geißler folgendermaßen lustig macht:
„Der greise Zauberer hat kein junges Kaninchen, sondern ein altes Karnickel aus dem Hut geholt.“
Derselbe gibt bei RP online zum besten:
„Die Grünen werden das Projekt zwar nie akzeptieren, aber das ist auch nicht notwendig. Denn das Volk wird es bei der Befragung im Oktober tun, denn das Volk ist doch nicht blöd.“
(wo man sich dann fragen kann – bei allem Respekt, den Sie in Ihrem Brief an mich im vorigen Jahr angefordert hatten – ob nicht Herr Schmiedel und die SPD-Granden im Land „blöd“ sind, das Volk sicher nicht). Das wird nur mal wieder von der alten Tante SPD (die ihren Namen seit längerem so wenig verdient wie die andere „Volkspartei“ den ihren) an der Nase herumgeführt – wie gesagt: warum soll ein Winzer im Kaiserstuhl darüber entscheiden und wie soll er darüber überhaupt entscheiden können, dass und ob ein gut funktionierender Kopfbahnhof in Stuttgart (Stiftung Warentest 05/11) zu einem nicht funktionierenden umgebaut wird – was hat das mit „Volk“ zu tun? Sie allerdings Herr Schmid und auch Ihr Kollege Schmiedel – Sie könnten es wissen!!! Wer im vorigen Jahr die sog. Schlichtung aufmerksam verfolgt hat, konnte spätestens danach wissen, um was es sich bei S21 in Wahrheit handelt (denn als Fakten-Check war die Veranstaltung durchaus ok): S21 ist das Kürzel für ein Milliardengrab, für eine grandiose Verschlechterung des Eisenbahnverkehrs, für ein Milliarden-Immobiliengeschäft USW. Ihnen und Ihrer Partei hätte es gut angestanden zu lernen und umzudenken. Aber noch ist die SPD ja nicht im einstelligen Bereich der Wählergunst angelangt … da muss doch noch ein bisschen dran gearbeitet werden.
Sie merken schon, ich bin richtig zornig (nicht wütend! – wie Georg Schramm auf einer Montagsdemo klug auseinandergehalten hat) !!!
Andererseits spricht die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag (sogar aus DER Hardcore-Gegend Ulm) Hilde Matheis im SWR-Interview am 1.8. morgens von einer „Provokation“, weil die DB nur einen Tag nach dem Geißlerschen Kompromissvorschlag für sage und schreibe 750 Mio Euro Tunnelaufträge vergibt. An einer Verständigung mit der Bevölkerung in Stuttgart scheint der Bahn absolut nicht gelegen. Sie persönlich halten sich anscheinend diplomatisch zurück. Und wie sieht es sonst mit der SPD aus?
Nach diesem Zornesausbruch versuche ich mich zu zügeln. Ich hab mir gedacht, Sie sprechen mal mit Ihrem „Migrationshintergrund“, Ihrer Frau – Frauen sind oft einfühlsamer und verständnisvoller als Männer – und vielleicht versteht sie bei aller Liebe zu Auto und Flugzeug ihres Gatten, dass es doch völlig unsinnig ist,
nur damit später die Anschlusszüge im Stuttgarter Hauptbahnhof in der Regel weg sind (also doch besser mit dem Auto fahren oder mit dem Flugzeug fliegen!),
nur damit die Menschen lernen, wie schön es ist, wenn 17,5 km lang wunderhübsche blaue Rohre kreuz und quer durch die Stadt laufen – das ist ja fast ne Christo-like Stadtverschönerung – kann man bestimmt unter dann auch nicht aufhebbaren Denkmalschutz stellen,
nur damit die Leute endlich wissen, dass man nicht einfach aus einer U-Bahn-Station aussteigen kann – mitten in einer Stadt – und dort – ohne Eintrittskarte! z.B. mit seinem Kind unter Bäumen lustwandeln, als Student dort ein Buch lesen oder überhaupt ein Bierchen trinken – ja wo sind wir denn !!! Hat das was mit „wirtschaftlichem Optimum“ zu tun!!!
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trotzdem: NUR AUS SOLCHEN GRÜNDEN –
und damit man 2 Minuten schneller an den Mineralquellen in Bratislava ist – wo ist das überhaupt? –
nur um den uralten völlig veralteten Bonatzbahnhof auf sein Wesentliches komprimieren und ihm die Flügel entfernen zu können – wozu braucht ein Bahnhof überhaupt Flügel? –
nur um des Nervenkitzels wegen, wie viele Leute wohl bei den Tunnelbauten in schwierigen Gelände drauf gehen – und dann kommt später ja noch der Albaufstieg!
nur um des Schauspiels willen, den Stuttgarter Talkessel mal als ausgedehnte Seenlandschaft erleben zu dürfen, vielleicht auf der eigenen Jacht über Villen und Kirchen hinweg, die hineingeplumpst sind – hoffentlich ist „Bild“ dabei :-))) –
NUR AUS SOLCHEN GRÜNDEN Milliarden in völlig unübersichtlicher Höhe zum Fenster hinauszuschmeißen, ist das nicht doch etwas zu teuer für SO EINEN FILM, lieber Nils????“ wird Ihre Frau Sie vielleicht fragen! Ach wär das schön!!!!
Vielleicht – ich habe Sie und all die andern SPD-Landtagsabgeordneten, an die ich einen gleichlautenden Einschreibebrief geschickt habe, nicht überzeugen können – Sie alle sind waghalsig genug, die politische Verantwortung für die Folgen (um es mal neutral-pauschal auszudrücken) dieses Großprojekts zu übernehmen. Und Sie haben ja auch Gottes Segen in Gestalt des Gottesmannes Bräuchle auf Ihrer Seite – wir haben nur den Regenbogen :-))) – und allerdings die guten Argumente ALLE!
Viel Spaß beim Bauen und Räumen und Fällen und Zusammenprügeln und … sehr geehrter Herr Dr. Schmid – grüßen Sie Ihre Frau, Ihren Migrationshintergrund,
in steter Verbundenheit
Robert Naumann
PS: Ich erlaube mir, diesen Brief auf meiner
Internetseite http://roberts-tagebuch.de/blog/ zu veröffentlichen.
Anlage: Aufsatz von Prof. Dr. R. Geitmann zur „Volksabstimmung über Stuttgart 21“