Ein Jahr später – Anmerkungen zu meiner Anzeige in der Süddeutschen vom 20.9.2010

Ein Jahr ist nun vergangen, es gab kurz nach dem Erscheinen der Anzeige den „Schwarzen Donnerstag“, es gab danach und gibt immer noch viele große lebendige und kraftvolle Demonstrationen, es gab die sog. „Schlichtung“, es gab und gibt friedliche und sehr erfindungsreiche Aktionen mit Vogelhäuschen, Lebkuchen, Frühstücken am Bauzaun, Sitzblockaden, Schwabenstreiche usw., im Ländle haben wir seit März 2011 eine andere Regierung, nämlich Grün-Farblos, es gibt inzwischen die „längste Mahnwache Deutschlands“ am Nordausgang des Bahnhofs, es gab die Veranstaltung „Stresstest“ mit Überraschungs-Ei „Kombilösung“, es gab und gibt viele Versprechungen und immer wieder neue Skandale und Verfassungsbrüche, die aufgedeckt wurden, Irreführung nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Parlamente. Seit heute endlich wohl auch eine Anzeige der „JuristInnen gegen Stuttgart 21“ gegen die Bahn wegen des Verdachts auf Betrug … Aber wir können uns inzwischen auch auf die HUNDERTSTE Montagsdemo freuen usw. usw. usw. –

Und am 27.11. wohl kommt der sog. „Volksentscheid“. Darauf müssen wir uns vorbereiten!

Die Politik und die Bahn sind nicht in der Lage, die Fakten zu akzeptieren und endlich auch ohne Volksbefragung mit dem Unfug „Stuttgart 21“ schlicht und einfach aufzuhören.

Weder Frau Merkel als oberste Instanz auch in Sachen „Bahn“ noch Herr Ramsauer oder Herr Grube sind in der Lage einzugestehen und zuzugeben, dass sie sich geirrt haben, und ein Machtwort zu sprechen: „Wir hören auf! Wir sorgen lieber dafür, dass es im Winter nicht zu solchen Verspätungen kommt wie vor knapp einem Jahr! …dass Reisende im Sommer wegen mangelhafter Klimaanlagen nicht zu ersticken drohen! Wir stecken das Geld lieber in sinnvolle, sogar notwendige und international vereinbarte Projekte wie die Rheintalstrecke!“ usw. usw. usw. usw.

Und die unsägliche SPD im Ländle ist ebenfalls nicht in der Lage, aus Wahlergebnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen: Desaster bei der Kommunalwahl in Stuttgart anno 2009, schlechtestes Wahlergebnis im Land überhaupt im März 2011. Weinselig redet ein Herr Schmiedel vom „Segen Gottes“, der über S21 liege. Kleinlaut bittet ein Herr Schmid um Respekt für die Befürworter des Tunnel- und Immobilienprojekts. Vollmundig schwafelt ein Herr Gönner (nomen est omen) was von Infrastrukturprojekt, von schnelleren Verbindungen zwischen Metropolen ….

Merkt Ihr gar nichts? Wie dumm und blind müsst Ihr sein!!!??? Die Grünen, die ehemaligen von Euch so gescholtenen „Schmuddelkinder“ deutscher Politik, überflügeln Euch, Ihr sog. Volksparteien, und stellen zum erstenmal einen Ministerpräsidenten in einem Land J))) In Berlin kommen die „Piraten“ auf Anhieb auf NEUN Prozent – und was bei dieser Überraschung entscheidend ist: die Piraten schaffen es, dass 21.000 sog. NICHTWÄHLER plötzlich wählen gehen, die vom Bundespräsidenten immer und immer wieder als unpolitisch Gescholtenen gehen wirklich zur Urne, um ein Kreuzchen zu machen, vor allem junge Leute, die doch nichts in der Birne haben – angeblich – als Komasaufen, Computerspiele und Internet. Sie beweisen so, dass sie keineswegs so unpolitisch sind wie Herr Wulff meint, SONDERN: dass sie EUCH nur satt und übersatt haben, Euch, die Merkels, Wulffs und Mappusse, Euch die Westerwelles, Lindners und Rösners, Euch die Steinmeiers, Steinbrücks und Gabriels – Euch mit Euren leeren Worthülsen und Blablabla! die Ihr zudem so unendlich viel Geld zum Fenster hinauswerft (im Fall „Stuttgart“ genauer gesagt: „verbuddelt“), das Euch gar nicht gehört!

Ja selbst Ihr, Ihr Grünen, die Ihr nun (nachdem es den ersten „grünen“ Ministerpräsidenten gibt und nach dem Einzug der „Piraten“ ins Berliner Abgeordnetenhaus) von den Medien „etabliert“ genannt werdet – Sie Herr Kretschmann, erster Mann im Staate Baden-Württemberg, gerühmt wegen seiner Glaubwürdigkeit, ehrlicher Makler durch und durch! – Sie, der Sie in einer Pressekonferenz am 15.11.2010 zum Rechtsgutachten des Verfassungsrechtlers Hans Meyer folgende Konsequenzen angekündigt haben (bis heute so auf Ihrer web-Seite: http://winfried-kretschmann.de/aktuell/volltext-startseite/article/winfried_kretschmann_finanzierungsvertraege_zu_stuttgart_21_sind_nichtig/:

„Die Bahn muss wissen: Die Zahlungen des Landes sind verfassungswidrig, der Finanzierungsvertrag nichtig. Falls die Grünen nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg Regierungsverantwortung tragen, werden wir die Zahlungen sofort einstellen und bereits gezahlte Beträge zurückverlangen. Mit uns wird es keine Fortsetzung des Verfassungsbruchs geben.“

Heute NACH der – möglicherweise auch für Sie überraschend! – gewonnenen Wahl ist davon keine Rede mehr – im Gegenteil! Glaubwürdigkeit sieht anders aus! Warum tun Sie das? Der „Spiegel“ vermutet in einer seiner letzten Ausgaben im Artikel „Das grüne Wunder“: weil Sie die Neubaustrecke Ulm – Wendlingen bauen wollen … wie bitte???

… wissen Sie denn nicht, dass diese Neubaustrecke ebenfalls gefährlicher Unfug ist: auch hier sollen in tektonisch völlig unklarem Gelände für Unsummen Tunnels gebaut werden und – wieder so eine Unsäglichkeit: das, wofür das Geld überhaupt zur Verfügung gestellt werden soll, KANN diese Neubaustrecke GAR NICHT leisten – Güterverkehr ist hier noch schwerer zu bewerkstelligen als auf der alten Strecke durch die Alb.

Wenn da die Wähler nicht die schlichte Verzweiflung packen MUSS!!!!! Haben Sie nicht noch vor weniger als einem Jahr (allerdings VOR der gewonnenen Landtagswahl) einen Politikwechsel VERSPROCHEN (Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Freiburg am 20.11.2010) http://winfried-kretschmann.de/redeninterviews/

AUA!

Aber wir bereiten uns nun auf die Volksbefragung vor – schaumama!!! … wie hieß es doch so nett in meiner Anzeige von vor einem Jahr: „ein super spannender Fight“ – da müssen wir, d
ie Freunde eines renovierten Kopfbahnhofs, gegen die geballte Unvernunft und gegen das geballte Geld ankämpfen – vielleicht dass uns nicht Gott (der ist ja auf der Seite von Schmiedel und Konsorten) aber der Himmel beisteht

„JETZT IST AUCH DER HIMMEL GEGEN STUTTGART 21“

und ich hoffe mal, der bleibt auch auf unserer Seite (bis er einstürzt)! Aber vor allem sind wir selbst gefragt, indem wir die Volksabstimmung zu einem guten Ende führen und weiter demonstrieren, blockieren, singen und tanzen und OBEN BLEIBEN!

Euer Robert Naumann
PS: … und dann habe ich endlich mein kleines buntes hübsches Fähnchen, mit dem ich dann hier immer durch die Gegend radeln werde (Größe: 28,5×36 cm)

 

Einschreiben an alle SPD-Abgeordneten im neuen Stuttgarter Landtag

Robert Naumann                                                                                                                                                  69168 Wiesloch, 07.04.2011

Stuttgart 21 versus K21 in Ihrer Verantwortung

Sehr geehrte[…],

am 9.8. und am 8.9.2010 habe ich Ihrem Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt in Baden-Württemberg Dr. Nils Schmid meine Bedenken gegen das Projekt „Stuttgart 21“ vorgetragen, da die SPD das unsinnige und gefährliche Projekt ja mitgetragen hat. Nachdem es seit dem 27.03.2011 nach einer grün-roten Regierung im Ländle aussieht – glücklicherweise –, die SPD aber – unglücklicherweise – von ihrer Linie bezüglich S21 anscheinend nicht abweicht, habe ich Herrn Dr. Schmid am 30.03.2011 erinnert. Der Ihnen hier vorliegende Brief, der gleichlautend an alle andern SPD-Mitglieder des neuen Landtags geht, hebt zwei wichtige Aspekte gegen S21 besonders hervor:

1. Tübingens OB Boris Palmer hat am 27.11.2010 in der sog. „Schlichtung“ in beeindruckenden Ausführungen nachgewiesen, dass das Tunnelbauwerk S21 weniger leistet als der zur Zeit bestehende Stuttgarter Bahnhof K20 (wenn man S21 wohl-gesonnen ist, etwa genau so viel, s. dazu bitte das Postscriptum). Am 27.11. äußerte Geißler auch den einzig ernstzunehmenden „Schlichter“-Spruch (sinngemäß): „Wenn es stimmt, was Palmer sagt, dann braucht Ihr den Bahnhof nicht zu bauen!“

2. Der Architekt Frei Otto hatte schon im letzten Jahr, aber auch wieder Ende Februar 2011 (online-Ausgabe der Stuttgarter Zeitung) darauf aufmerksam gemacht, dass Todesfälle wegen der Bodenbeschaffenheit in Stuttgart „wahrscheinlich“ sind. Sowohl in Köln (zwei Tote beim U-Bahnbau und Einsturz des Stadtarchivs) als auch in Duisburg (25 Tote bei der Loveparade) haben die einschlägigen Gutachter immer wieder behauptet, dass es nicht zu Unglücksfällen kommen kann. Als in Duisburg bereits fünfzehn Personen totgetreten waren, hat der sog. Panikforscher noch vor laufender Kamera erklärt, dass es keine Toten geben könne, das hätten sie so ausgerechnet. Und in Stuttgart haben die sog. Gutachter ebenfalls „alles im Griff“ (sagen sie).

Der zentrale Satz in meinem ersten Brief an Herrn Dr. Schmid lautete daher sinngemäß – und der gilt nun auch fur Sie, vorausgesetzt: Sie setzen sich für „Stuttgart 21“ ein:

Sollte es auch in Stuttgart wie in Köln und Duisburg Todesfälle geben, werde ich Sie, sehr geehrte[…], an dieses Schreiben erinnern und versuchen, Sie persönlich politisch (nicht juristisch) zur Verantwortung zu ziehen.

Von all den andern Gründen, die gegen S21 sprechen, zähle ich nur einige wenige kurz auf: Denkmalschutz, Zerstörung des Schlossgartens für mindestens 25 Jahre, Bedrohung der Mineralquellen, Verschlechterung des Stadtklimas, Undurchsichtigkeit der Finanzierung (Milliardengrab) usw. Und das alles ohne benennbaren Nutzen!

MfG

Robert Naumann 

 PS: Ich gehöre keiner Partei an. Die Ausführungen von Boris Palmer liegen nach wie vor bei Phoenix als Video vor. Ich habe mir die Mühe gemacht und das von Herrn Geißler auf seiner Seite veröffentlichte „Wortprotokoll“ mit Zeitangaben von Phoenix versehen – minutengenau , so dass man die wichtigen Stellen im Text recherchieren und das Video dazu anschauen kann. Das liegt auf meiner web-Seite „https://blog.roberts-tagebuch.de“ auch als pdf-Datei vor.