Mail an den Bahnchef Rüdiger Grube

Hallo Grube,
 
bitte entschuldigen Sie die etwas despektierliche Anrede, aber ich finde sie recht passend; denn sie erinnert mich an meine Schulzeit, in der wir von Lehrern und Mitschülern ebenfalls nur mit dem Nachnamen angeredet wurden – und um so etwas wie „Schule“ handelt es sich ja wohl.
 
Denn lieber Grube, kurz gesagt: Sie machen kontinuierlich nicht Ihre Hausaufgaben und tun stattdessen Dinge, die aller Vernunft widersprechen und lebensgefährlich sind, außerdem unglaublich viel Geld kosten und sich gegen das Allgemeinwohl richten. Sie sind – wenn ich das richtig gelesen habe – Chef der Deutschen Bahn AG, d.h. Ihre zentrale Aufgabe ist es, Ihren Kunden ein sinnvolles Schienennetz, halbwegs komfortable und sichere Züge mit einem sinnvollen Fahrplan zu bieten. Statt wie Sie versprochen haben, dafür zu sorgen, dass es in diesem Sommer nicht wieder zu einem Debakel wegen überforderter Klimaanlagen in ICE-Zügen kommt (in Bielefeld ist vor einigen Tagen wohl genau das passiert), statt im Winter für einen halbwegs funktionierenden Verkehr auf den Schienen der DB AG zu sorgen (ich war im letzten Winter selbst Leidtragender, habe darüber auf meiner web-Seite ausführlich berichtet und den Bericht auch an den Verkehrsminister weitergeleitet), greifen Sie ungehörigerweise demokratisch gesonnene Bürgerinnen und Bürger (die ihr Demonstrationsrecht wahrnehmen) und sogar einen demokratisch gewählten Minsterpräsidenten an, indem Sie Geldforderungen stellen, die völlig aus der Luft gegriffen sind.
 
Im August 2010 hat Ihnen der höchst angesehene Präsident der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Herr Prof. Dr. Gottfried Kiesow in Gegenwart des Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur, Prof. Michael Braum, deutlich gesagt: „Das Nationaldenkmal [Stuttgarter] Hauptbahnhof darf nicht amputiert werden.“ Prof. Kiesow hatte sich auch in einem Vortrag im Stuttgarter Literaturhaus am 20.3.2009 sehr klar gegen eine Verstümmelung des Bonatzbaus und gegen das Bauvorhaben Stuttgart 21 ausgesprochen. Wenn er Einwohner der Stadt Stuttgart wäre, würde er sich für den Erhalt des Bahnhofs auch an Bäume anketten lassen (hat er da in meiner Gegenwart gesagt). Schüler Grube, Sie haben es an Respekt vor dem Alter und der Erfahrung fehlen lassen, als Sie seinen Wünschen nicht entsprochen haben. – Ihr Betragen ist völlig ungenügend. Von Ihrem Verhalten gegenüber dem ehemaligen Bahnhofsvorstand Hopfenzitz ganz zu schweigen!
 
Ich fordere Sie hiermit dringendst auf, von dem Vorhaben abzulassen, den Schlossgarten, das Gleisgebirge und den denkmalgeschützten Bahnhof in Stuttgart in eine Betonwüste nebst 17 km blauen Rohren auf Ständern zu verwandeln, einen der zuverlässigsten Bahnhöfe Deutschlands zu einem unterirdischen Etwas mit abfallenden Bahnsteigen, mit absolut nicht behindertengerechten Rolltreppen usw., mit Glubschaugen an der Oberfläche zu degradieren, in dem Zuganschlüsse ein Fremdwort sind (s. Vortrag von Boris Palmer am 27.11.2010 während der sog. Schlichtung). 
 
Ich warne Sie eindringlich: verschließen Sie endlich nicht mehr die Augen vor all den Gefahren, die der Bau des GrabeGrube-Unbahnhofs u.a. für das Leben von Arbeitern und für die Mineralquellen in Bad Cannstatt mit sich bringen wird!!!
 
Ich kenne Ihre Halsstarrigkeit und weiß, dass Sie sich nicht einmal von den besten Fachleuten von ihren mammonhörigen Plänen abbringen lassen, eigentlich agieren Sie immer noch im Sinn des Daimler-Konzerns – Sie wissen gar nicht, was ein Bahnhof ist! Daher werde ich nun noch einmal an die Kanzlerin der BRD appellieren, die ja quasi den Eigentümer des Bahnhofs repräsentiert, und Sie an ihre Richtlinienkompetenz erinnern. Sie ist außerdem per Amtseid verpflichtet, im Sinne der Öffentlichkeit zu agieren. Nachdem sie überrraschend in der Frage der Atomenergie ihre „Teflon“-Haltigkeit abgelegt hat, habe ich einen Funken Hoffnung, dass sie endlich nun auch einsieht, dass ein idiotisches „Großprojekt“ nicht dadurch an Idiotie verliert, dass es immer teurer und gefährlicher wird.
 
In diesem Sinne: Grube, in allen Belangen ungenügend (wie wohl schon beim Daimler-Chrysler-Konzern?) – setzen!
 
Robert Naumann
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Peter Robert Naumann
– Tr. Parkschützer & Antiatomkraftaktivist – Rentner –
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