Drei Reisen mit der Deutschen Bahn im Winter (3. Fahrt am Neujahrstag von Stuttgart nach Heidelberg)

Nachdem ich recht ausführlich über meine Reise nach Berlin und zurück berichtet habe, um vor allem darauf aufmerksam zu machen, was es praktisch bedeutet, wenn man zur Zeit bei ein wenig extremen Witterungsbedingungen Bahn fährt, möchte ich mich bei der dritten Fahrt eher kurz fassen. Auch hier geht es mir darum, darauf hinzuweisen, wie idiotisch es ist, sinnlose sog. Großprojekte auf Teufel komm raus und wider alle guten Gründe durchzuboxen, während die ganz schlichten Aufgaben absolut nicht mehr gewährleistet sind, nämlich z.B. Reisende möglichst innerhalb der vorgesehenen Zeit von A nach B zu bringen (und bei auftretenden Schwierigkeiten gewappnet zu sein, diese möglichst gering zu halten). Und wenn das nicht funktioniert, dann fallen all die scheinbar kleinen Dinge richtig ins Gewicht, die einem sonst gar nicht so auffallen: keine zuständigen Menschen mehr an den Bahnhöfen, die einem eine vernünftige Auskunft erteilen können, nur noch Automaten, oftmals keine Aufenthaltsräume, um sich bei widrigen Witterungsbedingungen unterzustellen usw.

Ich habe die Silvesternacht in meinem Zimmerchen über den Dächern von Stuttgart verbracht – viel Geld haben die Stuttgarterinnen und Stuttgarter da in den Himmel gefeuert – aber das Zuschauen hat mir wieder großen Spaß gemacht :-))) Um 9 bin ich nach einem kleinen Frühstück durch den wunderbaren Winterwald gelaufen, die Waldebene Ost entlang, unterhalb am Fernsehturm vorbei, dann von Degerloch die Weinsteige hinab und über den Schwabtunnel zur Reinsburgstr., da hab ich eine von den netten Neujahrskarten „aus der Stadt des friedlichen und kreativen Widerstands“ mit den beiden Hasen in einen Briefkasten geworfen, enem meiner Neffen aus Nostalgiegründen ein SMS von der Karlshöhe geschickt, am Nordausgang des Hbfs ein paar Fotos von den wieder sehr schönen Motiven am neuen Bauzaun gemacht (u.a. die tolle Kölner Grußkarte „Die U-Bahn ist jetzt fertig!“), um dann mit einer Regionalbahn nach Mosbach-Neckarelz zu fahren (Abfahrt wohl um 12.45?). Dort bekam ich pünktlich die S-Bahn aus Osterburken, die über Heidelberg, Mannheim nach Homburg fahren sollte. Es war die ganze Strecke über diese wunderbare ruhige Schneelandschaft. Besonders hübsch kam mir Gundelsheim vor. Ich nahm mir vor extra mal dorthin zu fahren. Nach Eberbach ließ sich dann die Stimme des Zugführers hören. „Wegen eines Personenunfalls zwischen Hirschhorn und Neckargemünd kann unser Zug nur bis Hirschhorn fahren und fährt von dort wieder zurück. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet, der Fahrgäste, die nach Neckargemünd und weiter fahren wollen, weiterbringt. Der Bus ist bestellt. Wegen der Witterung kann es allerdings zu zeitlichen Verzögerungen kommen.“

und nun reicht ein Satz, um die Idylle zu beenden:

DER BUS KAM GENAU NACH EINER STUNDE UND FÜNFZIG MINUTEN IN HIRSCHHORN AN

– und eigentlich hätte er nach Eberbach fahren sollen. Glücklicherweise war der Busfahrer richtig gut und verabredete mit dem Unternehmen, das ihn beauftragt hatte (dem Weltunternehmen DIE DEUTSCHE BAHN), nicht nach Eberbach zu fahren, sondern die in Hirschhorn seit 110 Minuten wartenden Fahrgäste nach Neckargemünd zu bringen. Durch Anrufe bei Taxiunternehmen und bei Bekannten, die gebeten wurden, einen Fahrdienst zu übernehmen, hatte sich die Anzahl der Wartenden reduziert. Aber es gab durchaus noch eine Frau mit einem Säugling und auch ältere Personen. Immerhin gab es in Hirschhorn einen kleinen Kaffeeausschank – so dass man nicht die ganze Zeit frieren musste. Aber am 1. Januar war es noch bitterkalt und auch der Wind blies ordentlich –

so viel zu diesen Bahnreisen!

Ich werde aber immer wieder mal auf dieser Seite Nachrichten und Berichte, sicher auch Einschätzungen und persönliche Meinungen zum GrabeGrubeBahnhof und allem was dazu gehört und was da passiert, aufschreiben. Und ich werde meine Berichte möglicherweise nicht immer im Parkschützerforum kundtun können.

Drei Reisen mit der Deutschen Bahn im Winter (2. Reise am 1. Weihnachsfeiertag von Berlin nach Wiesloch-Walldorf)

2. Reise mit der Deutschen Bahn im Winter

Leider ging es mir in den letzten Tagen nicht so gut, daher jetzt erst der Bericht über die Rückreise aus Berlin.

Vorher möchte ich aber noch einmal leicht abgeändert die zentralen Sätze aus dem ersten Bericht wiederholen, die begründen, warum ich überhaupt diese Berichte schreibe und sie auch im Parkschützerforum bekannt mache:

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nun also:

Meine 2. Reise, nämlich am 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.2010 9.59) von Berlin Ostbahnhof nach Wiesloch-Walldorf (vorgesehene Ankunft: 18.24)

In der Nacht hatte es in Berlin stark geschneit. Mein Bruder hat mich vom fernsten Köpenick zum Ostbahnhof gefahren mit seinem Auto, weil ich mich auf die öffentlichen Verkehrsmittel auch in Berlin nicht verlassen wollte – schließlich hatte ich eine sog. Zugbindung zu beachten (Sparpreis von 29 Euro auch für diese Rückfahrt). Wir waren früh genug an Ort und Stelle. Der Regionalzug nach Magdeburg hatte laut Auskunft nur 7 Minuten Verspätung, bei den andern Zügen sah es erheblich schlimmer aus. Vor „meinem“ Regionalzug fuhren zwei weitere Regionalzüge mit großer Verspätung auf demselben Gleis ab. So konnte auch der von mir gewünschte Zug erst mit ca 20 Minuten Verspätung losfahren. Aber wir hatten einen sehr informationsfreudigen Zugführer, der sofort bei der Abfahrt mitteilte, dass z. Zt. auf unserer Strecke mehrere Regionalzüge „im Stau“ stünden, wodurch die Verspätung sicher zunehmen würde. Aber es ging jedenfalls weiter – und geheizt war der Zug auch. Irgendwo hinter Brandenburg ließ sich der Zugführer dann wieder vernehmen. Leider könne die Strecke nur einspurig befahren werden, d.h. wir würden erst den Gegenverkehr durchlassen müssen, und außerdem würde unser Zug anschließend gegen den Fahrplan an jeder Haltestelle anhalten. So war ich mit ca 50 Minuten Verspätung in Magdeburg. Da wäre mein Anschlusszug längst weg gewesen, aber der war – wie der auf der Hinfahrt – ausgefallen. Der Zugführer des Regionalzugs aus Berlin hatte uns gebeten, uns am Servicepoint kundig zu machen, wie wir weiter kommen könnten.

Da ich ja von der Hinfahrt am 16.12. hinlänglich informiert war, was in Magdeburg am Servicepoint wohl auf mich zukommt, sah ich mich erst einmal auf dem Bahnsteig, auf dem ich angekommen war, um. Zur allgemeinen Stimmung hier: es war bitterkalt, es schneite und – was am schlimmsten war – etwa jede Minute ertönte eine automatisierte Lautsprecherstimme, die Fahrgäste an den diversen Gleisen ansprach, um auf Verspätungen und ausgefallene Züge hinzuweisen – das Highlight dieser Texte war die stereotype Wiederholung des Schluss-Satzes – ich habe es noch heute im Ohr: „Wir bitten um Entschuldigung!“ Zurück zur konkreten Situation: da stand ein Zug an meinem Bahnsteig, der nach Braunschweig fahren sollte. Das fand ich vielversprechend – immerhin ein Stück Richtung Hannover, wohin ich ja als nächstes wollte. Ich stieg in den Zug ein. Im Abteil vorne dran saßen einige junge Leute. Ich ging in ihr Abteil und fragte sie, ob sie wüssten, wann dieser Zug weiterfahren würde. „Nein,“ sie säßen hier jetzt schon eine Stunde, wenn ich Lust hätte, könne ich mich gern zu ihnen setzen, dann würde es unterhaltsamer. Na das war nicht meine Absicht. Ich verkündete, dass ich wieder aussteigen würde und versuchen am Zug jemanden zu finden, der etwas weiß. Vorn an der Zugspitze traf ich auf einige Verantwortliche. Der Zugführer sagte, es habe einen Oberleitungsschaden gegeben und leider sei noch ein Schaden an der Lok hinzugekommen. Wenn der beseitigt sei, dann würde der Zug nach Braunschweig fahren. Er wolle direkt zur Lok (die am Ende des Zuges war) gehen und sich erkundigen. Ich ging beruhigt zu „meinem“ Abteil und sagte den jungen Leuten nebenan hoffnungsvoll Bescheid. Noch während wir uns unterhielten, kam die Stimme des Zugführers aus dem Lautsprecher: „Dieser Zug fällt wegen unbehebbaren Lokschadens leider aus.“ Immerhin hat er nicht um „Entschuldigung“ gebeten. Also alle raus aus dem Zug. Und nun hatte ich wieder das Vergnügen „Servicepunkte in Magdeburg“ zu genießen – dabei immer auch ne Menge Gepäck! An den beiden mir bekannten Stellen war wieder wie bei der Hinfahrt viel los. Ich zog zunächst ganz anständig mein Wartemärkchen, aber im Laufe der Zeit begann ich innerlich zu kochen. An jeder der beiden Stellen waren zwei Schalter besetzt. Die Bahnbediensteten dort fertigten jeweils eine Person in einer Schlange ab – das dauerte! zwischendrin immer die Durchsagen von den Bahnsteigen. Schließlich platzte mir der Kragen: ich rief in den Raum mit den Wartemärkchenapparaten laut hinein: „Könnten Sie nicht vielleicht einmal zentral durchsagen, wann der nächste Zug nach Hannover fährt, wann der nächste nach Berlin und so weiter, damit man weiß, woran man ist!“ Alle, sowohl die Frauen an den Schaltern als auch meine Mitreisenden, sahen mich entgeistert an, als sei ihnen gerade ein Alien über den Weg gelaufen. Dann sagte eine der beiden Beamtinnen, ich möge mich an den Servicepoint auf der andern Seite wenden. Da saßen auch zwei Frauen hinter einer langen Glasscheibe und fertigten (wie die im andern Raum) einzeln irgendwelche Reisenden ab. Ich öffnete die Tür, die seitlich hinter die Glasscheiben führte – sicher unerlaubt, und trug hier erneut meine Bitte nach zentralen Durchsagen vor. Wieder entgeisterte Blicke! Als ich die Tür etwas zu fest zuzog, begann mich die mir näher sitzende Frau zu beschimpfen. Ich ging und grübelte, was ich jetzt machen könne … da sah ich ein „Rotkäppchen“ mit zwei Reisenden eine Treppe hinuntergehen – „Rotkäppchen“, das ist doch auch jemand von der Bahn, schoss es mir durch den Kopf. Ich sprach sie an und trug ihr mein Problem vor und fragte sie, ob es denn keinen Bahnhofsvorstand oder so was gebe „Aber doch nicht an Weihnachten!“ antwortete sie. „Aber“, so fügte sie hinzu, „der ganze Verkehr nach Hannover wird heute über Wolfsburg umgeleitet. Der Triebwagen steht auf Gleis 2!“ Ich: „Aber warum können Sie das denn nicht mal zentral für alle Interessierten durchsagen oder durchsagen lassen!?“ Sie: „Ich bin nicht berechtigt, Durchsagen zu machen!“ Mir fiel nichts mehr ein – ich fragte, ob der Triebwagen denn auch wirklich heute fährt. Sie bestätigte das, ich ging zu dem genannten Gleis und fragte den Mann, der den Zug lenken würde, der sagte: ja er sei eben aus Wolfsburg gekommen – ohne Probleme! insofern gehe er davon aus, dass er auch normal zurückfahren werde.

So fuhr ich durch eine wunderbare Schneelandschaft, aber sehr langsam, nämlich mehr als eine Stunde – und der Zug hielt an jeder Haltestelle – von Magdeburg nach Wolfsburg. Auf dem Bahnsteig, an dem ich ankam, standen einige Reisende, schnatternd und frierend; denn auch in Wolfsburg war es bitterkalt und windig und es schneite auch. Angekündigt war hier ein ICE nach Köln und Düsseldorf, wobei aber schon auf der Ankündigungstafel stand, dass nur der Zugteil nach Köln fahre, der andere Zugteil falle heute aus. Ein älteres Ehepaar hatte ihren Sohn, der nach Hamburg wollte, anscheinend zum Bahnhof gebracht. Sie hatten Angst, dass der Zug nicht fährt. Die Automatenstimme ertönte und teilte mit, dass der ICE nach Köln ausfalle. Blankes Entsetzen auf allen verfrorenen Gesichtern! Die Anzeigentafel wurde aber nicht geändert. Nach einiger Zeit wieder die Automatenstimme: „Vorsicht durchfahrender Zug! Bitte treten Sie von der Bahnsteigkante zurück!“ Was??? dachte ich, die lassen einen Zug ausfallen und anschließend lassen sie die Leute, die in diese Richtung auch fahren wollen, in der Eiseskälte stehen und einen Zug durchfahren??? kann doch nicht sein! Aber es war so, zwar mit etwas verlangsamtem Tempo, aber dieser ICE Richtung Hannover hielt nicht an. Ich konnte es nicht glauben! Danach stellten sich einige Reisende in eine Art Warteraum, viel zu klein für alle, aber immerhin überdacht, vielleicht beheizt. Ich selbst blieb mit einigen andern draußen stehen. Immer noch war der Zug nach Köln angezeigt. Während ich überlegte, ob ich jetzt auch die Vergnügungen des Servicepoints in Wolfsburg genießen sollte, ertönte mit einem Male ein leiser Ruf, der immer lauter wurde: „Da kommt ein Zug! Da kommt ein Zug!“ Wirklich zeigten sich in weiter Ferne zunächst, dann immer näher kommend drei Lampen. Ich befürchtete, da gar keine Durchsage erfolgt war, dass auch dieser Zug durchfahren würde, aber o Wunder! der hielt. Es war ein ICE nach Köln. Glück für die Leute, die auf diesem Bahnsteig ausgeharrt hatten, alle andern haben von diesem Zug gar nichts mitbekommen. Ich hoffte, dass ich bis Hannover kontrolliert würde; denn enweder wollte ich die Zugbindung aufgehoben haben oder ich hätte mich mit dem Personal richtig angelegt! Aber das war nicht nötig. Eine sehr freundliche Schaffnerin hob die Bindung auf. Als ich sie fragte, ob es sinnvoll sei, mit diesem Zug über Köln nach Mannheim zu fahren, weil es vielleicht um Kassel herum wieder nicht weiter geht, bat sie mich den Zugführer aufzusuchen, der in einem Abteil neben dem Speisewagen sitzen würde. Der war nun – wenn das überhaupt möglich ist – noch freundlicher, schrieb auf die Fahrkarte, dass ich auch ICEs benutzen dürfe, schaute in einem Informationssystem nach, ob es besser sei, in Hannover den Zug zu verlassen oder bis Köln mitzufahren. Er riet mir in Hannover auszusteigen; denn auch im Rheinland habe es heftig geschneit. Ich ging wieder zu meinem Platz und machte die Bahnreisenden darauf aufmerksam – immerhin habe ich ja schon lange und immer einen „OBEN BLEIBEN!“ – Button an meiner Jacke – wie gut ud schön es doch wäre, wenn die Deutsche Bahn ihre normalen Hausaufgaben erledigen würde statt so sinnlose Projekte wie Stuttgart 21 durchzuziehen. Ich stieß durchaus auf offene Ohren. Ein Mitreisender kam aus dem Wendland, er sei da bereits überaus beschäftigt, aber natürlich wünschte er uns viel Erfolg! – konnte ich nur zurückgeben.

In Hannover stieg ich dann aus, bekam auch hier wieder guten Rat und f
uhr mit einem ICE nach Mannheim. Auch in diesem Zug agitierte ich logischerweise in Bezug auf den guten Kopfbahnhof in Stuttgart. Die Dame, die neben mir saß, war eine Schweizerin. Sie musste in Basel umsteigen, um dann noch Richtung Schaffhausen zu fahren. Sie kritisierte natürlich auch die Zustände bei der Deutschen Bahn und lobte die in der Schweiz, wo auch ein ICE warten würde, wenn ein Regionalzug Verspätung hat. Der ICE hatte in Hannover ca 50 Minuten Verspätung. Leider hatte er in Mannheim noch heftig dazu gesammelt (bis dahin waren es 107 Minuten geworden) –

und dann kam das Highlight der ganzen Fahrt: der ICE aus Hannover fuhr um 21.29 in Mannheim ein. Auf dem Nachbarbahnsteig stand bei der Ankunft dieses ICEs noch meine S-Bahn nach Wiesloch-Walldorf – aber die ließ man fahrplanmäßig auf den Punkt genau um 21.29 abfahren – keine Chance für mich und mindestens ein Ehepaar, das auch mit dieser S-Bahn hatte fahren wollen – das bedeutete: eine Stunde Wartezeit! Dazu hatte ich verständlicherweise keine Lust mehr, sondern bin mit einer S-Bahn nach Heidelberg gefahren und anschließend mit Straßenbahn und Autobus nach Wiesloch. Ungefähr um 23 Uhr war ich zu Hause.

Reisen mit der Deutschen Bahn im Winter (1. Fahrt am 16.12.2010)

Drei Reisen mit der Deutschen Bahn in winterlichen Zeiten

Anfang November 2010 hatte ich eine Reise nach Berlin für den 16.12. und zurück nach Wiesloch für den 25.12. gebucht – wunderbarer Preis: jeweils 29 Euro pro Fahrt, der sog. Sparpreis! Na da hat die Bahn doch mal richtig Freude verbreitet. Da hatte die sog. Schlichtung zum Stuttgarter Bahnhof mit Geißler usw. gerade begonnen, da hatte man noch nicht das ständig lächelnde Gesicht eines bis dahin völlig unbekannten Herrn Kefer zum Überdruss ansehen müssen, da hatte man noch nicht eine ständig herumstotternde und jede vernünftige Diskussion mit persönlichen Bemerkungen abbrechende Ministerin Gönner erleiden müssen, da kannte man all die Sachverständigen und so weiter der Bahn noch nicht. Am 16.12. allerdings hatte man das ganze Theater hinter sich gebracht und ich zumindest habe mir verdutzt die Augen gerieben, wie leicht sich unsere Leute (auch die besseren) so besoffen haben machen lassen, dass sie einem „Schlichterspruch“ ja sogar NACH demselben Lob zollten. Und so stand am nächsten Tag in der Süddeutschen zu lesen: „Geißler sagt: ‚Stuttgart 21 kann gebaut werden!’“ Dass er noch Bedingungen genannt hatte – ne ganze Menge zwar, die aber sozusagen wohl in die Rubrik „Kleingedrucktes“ abgewandert sind und von minderer Relevanz, hat u.a. auch Frau Dahlbender nicht zur Kenntnis nehmen können. Naja über diese großartige Demokratiedemonstration wird man dann wohl noch diverse Bücher des betagten Schlichters lesen können und auch die ein oder andere vernünftige Replik wie z.B. von Winfried Wolf oder von Frau Angelika Kreß … Die sind wirklich gut – aber ob die Rhetorik „nun setzen wir Stuttgart 21 Plus einen Widerstand Plus entgegen“ den GrabeGrube-Bahnhof wirklich verhindern kann – aber ich will nicht unken …

1. Reise a, 16.12.2010 von Wiesloch-Walldorf nach Berlin Hbf
Ich verabschiede mich also zunächst von diesem geistigen Höhenflug und steige ganz in den Niederungen in Wiesloch-Walldorf am 16.12. um 9.36 h in einen IC, der mich nach Hannover bringen soll und das auch pünktlich tut. In Frankfurt am Main ist allerdings wohl ein ICE ausgefallen, so dass mein Zug überraschend voll wird und auch eine kleine Verspätung hat. Die holte er aber locker auf der malerisch verschneiten Nebenstrecke über Friedberg, Gießen, Marburg, Wabern (ich fühle mich an uralte Zeiten erinnert – es gibt in Deutschland einen Ort mit dem Namen WABERN wow!!! – wunderbar!) nach Kassel Wilhelmshöhe wieder rein. Und wie gesagt: in Hannover erreiche ich problemlos meinen Zug nach Magdeburg. Auch dieser fährt durch wunderschöne Schneelandschaften – allerdings weht ein heftiger Wind, so dass der leichte Schnee manchmal größere Wolken bildet. Kurz vor Magdeburg lässt der Zugführer sich vernehmen und verkündet, dass wir wegen eines „Schneesturmes“ leider einige Verspätung hätten, außerdem müsse er bekannt geben, dass es in Magdeburg Neustadt einen Brand gebe, so dass die Weiterfahrt nach Berlin nicht gesichert sei. Dieser IC kommt mit so viel Verspätung in Magdeburg an, dass mein Anschlusszug weg ist – aber der ist – wie mit Bedauern mitgeteilt wird – ohnehin ausgefallen. Man möge sich an den Servicepoint wenden. Dazu muss man ein ganzes Stück laufen. Es gibt zwei Stellen, die irgendwas mit Fahrkarten und Service zu tun zu haben scheinen. Auf der linken Seite ballt sich eine so große Menschenmenge, dass ich beschließe, auf die rechte Seite zu gehen. Dort ziehe ich das mittlerweile wohl überall notwendige Wartemärkchen, wundere mich allerdings, dass zwischen der gerade dran seienden Nummer und der meinen mehr als 100 Nummern Differenz sein sollen. Die Schlangen werden auch überhaupt nicht kürzer. Mit einem Male sehe ich, dass ein älterer Herr anscheinend selbständig Wartemärkchen vergibt. Ich frage ihn. Nein, das täte er nicht,aber es sei trotzdem gut, dass ich mich direkt an ihn wende; denn es könne zur Zeit wegen des Brandes in Magdeburg Neustadt kein Zug dorthin fahren. Ein Schienenersatzverkehr sei aber eingerichtet, Reisende nach Berlin usw. mögen sich zum ZOB wenden, dort würden die Busse nach Biederitz abfahren. Eine große Menschenmenge bewegte sich durch das inzwischen heftigere Schneetreiben zum Zentralen Omnibusbahnhof. Dort standen alle möglichen Busse, aber keiner, der nach Biederitz fuhr. Es gab dort auch ein kleines verglastes Gebäude, das allerdings von fragenden Reisenden überquoll und in dem zwei es gut meinende Angestellte so gut sie konnten Auskunft erteilten – aber eigentlich wussten sie nichts; denn es handle sich bei unserem Anliegen um ein Problem der Deutschen Bahn, sie selbst aber hätten nur mit dem hiesigen Regionalverkehr zu tun. Von einer jungen Frau erfuhr ich, dass sie gerade von Biederitz mit dem Bus gekommen sei, es würden insgesamt zwei Busse eingesetzt, die beide auf einmal führen und für eine Strecke (Magdeburg-Biederitz oder umgekehrt) ca. 40 Minuten brauchen. Und vor 20 Minuten seien die beiden Busse gen Biederitz abgefahren. Na da konnte man sich ja ausrechnen, dass wenn die Busse sofort zurückfahren, dass man dann jetzt mal erst eine geschlagene Stunde auf diese Busse warten müsse – aber wieviele Züge waren in der Zeit womöglich in Magdeburg gestrandet?! Ich rastete leicht aus und fand die Organisation der Bahn schlicht katastrophal! Die Umstehenden stimmten zu – aber was soll man tun? Mit einem Male gab es eine andere Auskunft, es würde nämlich doch ein Zug nach Biederitz fahren – also alle wieder in den Bahnhof zurück. Und es wurde ein Zug zur Lutherstadt Wittenberg (wenn ich mich richtig erinnere) angekündigt. Da ich mich in der Gegend nicht auskannte, fragte ich, ob der Zug denn auch über Biederitz fahre. So genau wusste da auch niemand Bescheid, aber mehrheitlich nahm man an, dass dem so sei. So standen wir an Gleis 6, wo der Zug nicht etwa stand, sondern nur auf der Anzeigetafel angekündigt war. Auf Gleis 8 stand aber auch ein Zug – und nun ging das Gerücht, der führe auch über Biederitz. Die Meinung der Wartenden ging auseinander, ob man lieber in den wartenden Zug einsteigen solle oder auf den angekündigten warten. Ich überlegte, dass der Zug, der da stand, immerhin schon da war – wer weiß, ob der angekündigte überhaupt kommt. Also stieg ich in den Zug auf Gleis 8 ein, der auch wirklich bald abfuhr. Aber nach ca 200 m blieb er wieder stehen – und blieb dort auch erst einmal ungerührt stehen – sicher ne gute Viertelstunde. Mittlerweile bekamen junge Frauen Tränen in die Augen und einige Männer versuchten – immer nervöser werdend – per Handy mit der Außenwelt in Verbindung zu kommen. Da hieß es dann auch, dass der Brand in Magdeburg Neustadt durch Demonstranten gegen den Castortransport, der heute durch Magdeburg gegangen war, verursacht worden sei. Die hätten nämlich Oberleitungen zerstört und Gleise geschottert – allgemeines Schimpfen gegen diese „Terroristen“. Und an meinem Rucksack und auch auf meiner Jacke prangte jeweils so ein netter Button „Atomkraft – nein danke!“ Obwohl ich ein wenig Angst hatte, geschah mir aber nichts – sondern o Wunder über Wunder! der Zug setzte sich wirklich in Bewegung und landete nach gar nicht allzu langer Zeit im mir bis dahin völlig unbekannten Biederitz! Ich stieg in einen Regionalzug nach Berlin um, der mich mit ca 3 Stunden Verspätung in die deutsche Hauptstadt brachte. Eine kleine Anekdote bleibt aber noch zu erzählen von dieser ersten Bahnfahrt: als ich mich gerade in dem Zug nach berlin eingerichtet hatte, schoss ein junger Mann ins Abteil und bat mich, auf sein Gepäck zu achten, fand ich sehr mutig; denn wir kannten uns nicht. Es stellte sich heraus, dass er am Morgen in Hanau aufgebrochen war und schon sehr viel Verspätung angesammelt hatte. Ich erklärte ihm, dass er bei der Bahn wegen der erlittenen Verspätung Geld zurückfordern könne. Er solle den Schaffner fragen. Es kam auch wirklich einer, einer, der ein wenig fett und sehr gemütlich aussah, der meinem Begleiter aber erklärte, dass er nicht mit einer Erstattung rechnen könne; denn die Verspätung sei durch „Vandalismus“ entstanden. Und dann sah er auch noch meinen Aufkleber auf dem Rucksack – bei so Leuten wie mir müsse er sich beschweren. Ich erwiderte, dass der Reisende sich also in Brandenburg, wohin er fahren wollte, erkundigen solle – und dort würde man ihm sicher sagen können, ob die Verspätung wirklich durch Vandalismus von Atomkraftgegnern entstanden sei.

Ja so ist die Bahn – auf so eine Lappalie wie einen Winter ist sie partout nicht eingestellt – darum kümmert sie sich gar nicht – siehe die einschlägigen Nachrichten in den letzten Tagen! – aber wenn es um richtige Herausforderungen geht, am besten natürlich gleich zu einem richtigen Schnäppchenpaket geschnürt „wie verbuddle ich möglichst viel Geld ohne Sinn und Verstand in der Erde, wie raube ich einer meist willigen Bevölkerung ihren Schlossgarten, ihre Mineralquellen, eventuell sogar ein paar Villen in Hanglage und kriege vielleicht auch noch ein paar Tote hin, wenn die Wände der Tunnelschächte einstürzen, wie verschlechtere ich zu allem Überfluss noch einen der funktionstüchtigsten Bahnhöfe der Republik – wenn die Fragestellung so lautet, dann scheinen alle Planfeststellungsverfahren durchwinkbar zu sein, dann ist ihr nichts zu teuer, dann gräbt sie sogar gewesene Parteisekretäre aus, bittet attac-Mitglieder zu willfährigem Mittun – und schafft es sogar – na ok see above – macht eine ganze Gesellschaft total besoffen. Morgen zur 2. Reise – jetzt hab ich keine Lust mehr – und Ihr habt ja auch genug lesen müssen oder?